Geschichte und Struktur der Inkunabelsammlung

Sabine Schlüter

Im Vergleich zu anderen Schweizer Bibliotheken mit historischen Beständen ist die Anzahl der Inkunabeln in der Universitätsbibliothek Bern mit 447 Titeln eher klein.1 Wie oft in Bibliotheken reformierter Städte handelt es sich auch nicht um eine homogene Sammlung, sondern um ein Sammelsurium, das die Zeitläufte der letzten fünfhundert Jahre widerspiegelt. Als im Zuge der Berner Reformation 1528 die Klöster und Stifte aufgelöst wurden, gelangte nur ein Teil der Bestände aus deren Bibliotheken in die neue Studienbibliothek, die ‹Liberey› der Hohen Schule, welche für die neu auszubildenden reformierten Pfarrer in den Räumen des ehemaligen Franziskanerklosters eingerichtet wurde. Ein Grossteil der Bestände wurde auf teils unbekannte Weise verstreut.2 Die Geschichte der Berner Sammlungen und die Wege der einzelnen Titel sind noch nicht beschrieben, wir können uns heute nur auf die (hauptsächlich formalen) Angaben in Bibliothekskatalogen oder Untersuchungen zu Sammlungen in anderen Institutionen abstützen. So ist bekannt, dass eine gewisse Menge an Büchern aus dem Kartäuserkloster auf dem Thorberg in das St. Ursenstift in Solothurn gelangte, heute in der Zentralbibliothek Solothurn. Und eine Bücherliste in einem Band, der aus dem Kloster Thorberg stammt und sich heute in der Kantonsbibliothek Thurgau befindet, dokumentiert, dass nach der Aufhebung der Berner Kartause 33 Bücher aus der Bibliothek Thorberg in die Kartause Ittingen kamen.3 Aus dem Dominikanerkloster sind etliche Bücher nach Basel gelangt.4 Viele Abgänge bleiben indes ungeklärt, was eine Schätzung der ursprünglich vorhandenen Bestände der Klosterbibliotheken um 1530 unmöglich macht.5 Andererseits erfuhr die Sammlung seit dem 16. Jahrhundert bis in die jüngste Zeit Zuwachs sowohl durch Schenkungen wie auch durch gezielte Ankäufe. Der grösste Teil der Inkunabeln in der Universitätsbibliothek Bern (nachfolgend UB) gehört zum Bestand ‹Alte Stadtbibliothek›, die Eigentum der Burgergemeinde Bern ist und in der Abteilung ‹Zentrum Historische Bestände› verwaltet wird.6 Seit 1975 bewahrt die UB zudem das Depositum der Gesellschaft der Freunde des Gutenbergmuseums. Die darin enthaltenen 14 Inkunabeln wurden ebenfalls in den Katalog aufgenommen, der somit 461 Nummern umfasst.7

1. Die Geschichte der Verzeichnung und Katalogisierung

1.1. Bibliothekskataloge und Inkunabelverzeichnisse des 17. bis 20. Jahrhunderts

In der ab 1533 eingerichteten ‹Liberey› der Hohen Schule zu Bern bildeten Handschriften und die Drucke des 15. Jahrhunderts den Hauptbestand, der erst allmählich durch Neuanschaffungen und Schenkungen mit moderneren Werken angereichert wurde. Bücherverzeichnisse aus der Frühzeit sind nicht bekannt. Erst als der Bestand durch zahlreiche Schenkungen stark angewachsen war, wurde er in einem Verzeichnis erfasst. Die Inkunabeln waren jedoch physisch und im Katalog in den Gesamtbestand integriert. Auch die seit dem 18. Jahrhundert erstellten gedruckten Kataloge subsumierten die Drucke des 15. Jahrhunderts der üblichen Ordnung in thematische Klassen.8 Die Wahrnehmung der Drucke des 15. Jahrhunderts als Sondergruppe unter den Frühdrucken erfolgte erst im 19. Jahrhundert mit dem gross angelegten Unternehmen eines ersten Weltkatalogs aller Inkunabelausgaben durch Ludwig Hain (1781–1836), dessen ‹Repertorium bibliographicum› zwischen 1826 und 1838 erschien. In der Folge lenkten viele Bibliotheken die Aufmerksamkeit auf ihre Inkunabelsammlungen. Die Inkunabeln in der Berner Stadtbibliothek wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals physisch gesondert aufgestellt. Von 1861 stammt das erste handschriftliche Verzeichnis der Sammlung. Es enthält Einträge und Kommentare zu 330 Inkunabeltiteln.9 1912 stellte der Bibliothekar der Stadt- und Hochschulbibliothek Bern und spätere Diplomat Carl Josef Benziger (1877–1951) den handschriftlichen ‹Catalog der im Besitze der Stadtbibliothek Bern sich befindenden Inkunabeln› zusammen, der 426 Titel zählt.10 Diese sind alphabetisch nach Druckorten aufgeführt, gefolgt von Verzeichnissen zu den Standorten (=Signaturen) und zu den Hain-Nummern sowie weiteren Listen: unbekannte und unbestimmte Drucke, Illustrationsdrucke, Inkunabeln aus der Bongars-Bibliothek, Inkunabeln aus der Klosterbibliothek Thorberg, Materien (Fächer), Einbände, chronologische Reihenfolge (Erscheinungsjahre), Register der handschriftlichen Einträge (nach Verfassern) sowie ein Autorenverzeichnis. Benziger publizierte auch als erster zu Berner Inkunabeln, die sich insbesondere durch künstlerische Zusätze wie handgemalte Initialen oder einen eingeklebten Einblattdruck auszeichnen.11 Zuletzt erarbeitete Johann Lindt zusammen mit Frédéric von Mülinen zwischen 1960 und 1963 einen ‹Inkunabeln-Katalog› mit dem Schwerpunkt auf den Einbandbeschreibungen, die auf den jahrzehntelangen Forschungen Lindts fussten.12

1.2. Die Inkunabeln im Online-Bibliothekskatalog

Die Arbeit an der Erschliessung der Inkunabeln nach heutigen Standards begann 2017.13 Die Inkunabelaufnahmen sind im Bibliothekssystem Alma enthalten und können über das Rechercheportal Swisscovery gesucht und angezeigt werden. Ebenso sind die Aufnahmen über das Suchportal für Spezialbestände Swisscollections zu finden, in dem die Inkunabeln ihren umfangreichen Metadaten entsprechend recherchiert und dargestellt werden. Im vorliegenden Katalog auf Bern Open Publishing erscheinen die Einträge in gekürzter Form und mit Bearbeitungsstand vom Frühjahr 2023. Die Direktverlinkung zu den Aufnahmen in Swisscollections führt auf die jeweils aktuelle und ausführliche Version. Bei der Auswahl der Abbildungen standen besondere Exemplarspezifika sowie seltene Drucke und Exemplare im Vordergrund. 56 seltene Inkunabelausgaben, von denen bis Ende 2020 noch kein Digitalisat im Incunabula Short Title Catalogue (ISTC) nachgewiesen war, wurden als Volldigitalisate auf die Plattform e-rara gestellt.

1.3. Anlage des Inkunabelkatalogs

Der Katalog ist alphabetisch nach Verfassernamen und anonymen Sachtiteln geordnet. Die Schreibweise der Verfasser und wenigen Verfasserinnen folgt im Allgemeinen derjenigen in der Gemeinsamen Normdatei (GND), griechische Verfassernamen sind latinisiert.14 Anonyme Werke erscheinen unter dem ersten Substantiv. Die Reihenfolge von Titeln innerhalb von Autoren ist alphabetisch. Ausgaben desselben Werks sind, nach Sprachen getrennt, chronologisch aufgeführt. Innerhalb eines Eintrags sind weitere Autoren und Titel in der Reihenfolge des Drucks angefügt. Mitverfasser, Herausgeber und weitere beteiligte Personen werden aufgeführt. Jede Ausgabe wird mit den Daten zu Umfang, Illustrationen und Format kurz beschrieben, gegebenenfalls mit Hinweisen zur Variante. Die Angaben im Impressum erfolgen in der standardisierten Version. Die bibliografischen Referenzen beschränken sich in der Regel auf BSB-Ink, GW und ISTC. Wo diese fehlen, werden soweit vorhanden weitere Referenzen genannt. Exemplarspezifische Angaben beschränken sich auf Vollständigkeit, Buchschmuck, beigebundene Drucke und eine kurze Einbandbeschreibung. Bei der Provenienz sind die Namen von Personen und Körperschaften, wiederum gemäss GND, ebenfalls standardisiert wiedergegeben. Gezählt werden nicht Ausgaben, sondern Exemplare, um Varianten und Exemplarspezifika angemessen zu berücksichtigen. Vier Register erschliessen folgende Daten:

2. Zur Geschichte und Herkunft der Inkunabeln

Mit 313 Exemplaren weisen knapp zwei Drittel der 461 Inkunabeln eindeutige Vorbesitzer auf. 56 Exemplaren aus Berner Klöstern stehen 172 aus privaten Sammlungen des 16. bis 20. Jahrhunderts gegenüber. Hinzu kommen 85 einzelne Titel, die sonstigen Berner Institutionen oder Persönlichkeiten gehörten.

2.1. Institutionen

Berner Klöster und Stifte (Urbestand)

Aus den im Zuge der Reformation ab 1528 aufgelösten Berner Klöstern stammen nachweislich 56 Titel des 15. Jahrhunderts. Die grösste Gruppe bilden 35 Inkunabeltitel in 53 Bänden aus dem Kartäuserkloster Thorberg.15 Schon äusserlich sind diese Bände an den Standortsignaturen der Klosterbibliothek auf den Buchrücken, zumeist in roter Tinte, zu erkennen. Die Beschriftung macht auch die ursprünglich liegende Aufbewahrung der Bände deutlich (Abb. 1 Nr. 218). Zudem findet sich in so gut wie all diesen Bänden ein Besitzeintrag wie «pertinet domui porte montis» oder «pertinet Carthusiensibus in Thorbergo» (Abb. 1, Nr. 329). Wie zu erwarten, sind die meisten Titel der Theologie zuzuordnen: Bibeln (5) und Bibelliteratur (2), Dogmatik (8), Moraltheologie/Ethik (3), Patristik/Patrologie (1) und Aszetik/Mystik (1). Hinzu kommen Werke aus der Philosophie (3), Geschichte (2), dem Kirchenrecht (4), dem Zivilrecht (2) sowie Grammatik (1), Rhetorik (1) und Logik (1). Erwähnenswert ist hier ein Exemplar des Erstdrucks von Gratianus de Clusios ‹Decretum›, den Heinrich Eggestein 1471 in Strassburg besorgt hatte (Nr. 169). Der Band enthält eine Geschenknotiz mit Datum, der zufolge Thüring Fricker, selbst Doktor des Kirchenrechts, langjähriger Stadtschreiber von Bern und später Mitglied des Kleinen Rats sowie Grossvater von Niklaus Manuel Deutsch, ihn 1514 der Kartause geschenkt hatte. Eine weitere interessante Besitzfolge ist in der Nürnberger Bibelausgabe von 1475 von Sensenschmidt und Frisner in einem handschriftlichen Eintrag dokumentiert. Die Bibel, in drei Teilen jeweils mit den zugehörigen Abschnitten der ‹Postillae› des Nikolaus von Lyra zusammengebunden16, gehörte der Basler Kartause St. Margarethental. Deren letzter Prior, Hieronymus Zscheckenbürlin, schenkte sie im Jahr 1502 dem Kloster Thorberg (Abb. 1, Nr. 71).

Da so gut wie keine handschriftlichen Besitznachweise des Dominikanerklosters Bern vorhanden sind, ist unbekannt, wie viele Bände aus der Bibliothek dieses Konvents stammen. Gesichert sind neben einem einzigen Band mit dem Eintrag «Iste liber est fratrum predicatorum conventus bernensis» mit Werken des Ordensbruders Thomas von Aquin (Venedig, 1490, Nr. 419) lediglich sieben weitere Bände mit Inkunabeldrucken. Wie ein 1958 in einem Band der Zentralbibliothek Solothurn gefundener Besitzeintrag besagt, war der Berner Dominikaner und Prior des Klosters Johannes Vatter Eigentümer dieses Buches, dessen Einband er als Buchbinder des Klosters selbst hergestellt hatte.17 Durch den Vergleich der verwendeten Prägestempel konnte Vatter als Urheber weiterer Einbände in der Berner Bibliothek und damit deren Herkunft aus dem Berner Dominikanerkloster bestimmt werden. Unter diesen 17 Titeln befinden sich keine Bibeln und nur sieben theologische Werke. Es überwiegen nicht-theologische Titel: Geschichte und Zeitgeschichte (5), Philosophie (3) und je einer in den Gattungen Jus/Zivilrecht und Naturwissenschaft. Neben Werken von Autoren des Hochmittelalters wie Petrus Lombardus und den Ordensbrüdern Vinzenz von Beauvais und Thomas von Aquin gehören auch Titel zeitgenössischer Verfasser wie Johannes Versor und Lambertus de Monte Domini zum Bestand. In einem Sammelband sind mit drei theologischen Werken zwei hochaktuelle Basler Drucke von Johann Bergmann von Olpe zusammengebunden: Sebastian Brants ‹De origine et conversatione bonorum regum …›, in dem er anlässlich des Wormser Reichstags Kaiser Maximilian zum Kampf gegen die Türken und die Wiedereroberung Konstantinopels aufrief (Nr. 95), sowie Verardus' ‹Historia Baetica› mit dem beigefügten Brief von Christoph Columbus an König Ferdinand über die Entdeckungen seiner Expedition in der ersten illustrierten Ausgabe von 1494 (Abb. 1, Nr. 437).

Rückschlüsse auf die Herkunft aus dem Franziskanerkloster Bern verraten lediglich Besitzeinträge in zwei Bänden. Conrad Fyners Druck der Kommentare des Petrus Lombardus zu den Paulusbriefen (‹Commentaria in epistulas d. Pauli›, Esslingen, 1473, Nr. 333) enthält die Notiz, dass der Bruder Johannes Engelfrid OFM den Band aus seinen Almosen für die Bibliothek des Barfüssererklosters Bern angeschafft hat. Und ein Eintrag im Exemplar der Papstviten von Bartholomaeus Platina, 1481 von Anton Koberger in Nürnberg gedruckt, gibt Aufschluss darüber, dass das Kloster die Ausgabe 1487 gekauft hatte und sie zum Gebrauch an den Bruder Georg Ringler auslieh (Abb. 1, Nr. 341). Dieser war 1487 Lektor und 1489 Vize-Guardian (Oberer) des Klosters.18

Ebenfalls nur zwei Inkunabeln stammen aus dem Besitz des Heiliggeistspitals Bern. Den ältesten Inkunabeldruck der UB, eine zweibändige Ausgabe der lateinischen Bibel, 1466 in Strassburg von Heinrich Eggestein gedruckt, besass laut einem Eintrag der Konventuale Hans Schlettstatter (Nr. 69).19 Im Exemplar des seltenen Lyoner Drucks des Kirchenrechtsbuchs ‹Liber Sextus et Clementine› von 1496 finden sich auf dem Titelblatt die Buchstaben «HG». Es ist jedoch fraglich, ob diese für das Heiliggeistspital stehen (Nr. 242).

Der einzige wahrscheinlich aus dem Kloster Frienisberg stammende Band ist ein von Johann Grüninger 1487 in Strassburg gedrucktes Missale des Zisterzienserordens, dem die Abtei angehörte (Nr. 461). Herausgegeben hatte es der Berner Arzt und Zisterzienser Nicolaus de Saliceto (Weidenbusch).20 Johann Lindt und Friedrich von Mülinen schrieben dessen Einband zudem der sogenannten ‹Johannes-Werkstatt› des Klosters Frienisberg zu.21

Titel Bände
Kartause Thorberg 35 53
Dominikanerkloster 17 9
Franziskanerkloster 2 2
Heiliggeistspital 1 1
Kloster Frienisberg 1 1
Gesamt 56 66
Tabelle 1: Anzahl der Inkunabeln aus den Berner Klöstern und Stiften

Berner Bibliotheken

Sechs Inkunabeln gehörten jüngeren Bibliotheken, deren Bestände durch Zusammenlegungen in die ‹Alte Stadtbibliothek› bzw. in die Universitätsbibliothek Bern übergingen. Aus der 1795 gegründeten Medizinischen Communbibliothek stammt die 1363 verfasste ‹Chirurgia magna› des Guy de Chauliac (Guido de Cauliaco), eines der angesehensten Ärzte des 14. Jahrhunderts, gedruckt 1498 in Venedig von Boneto Locatello (Nr. 176). Vier Inkunabeln kommen aus der 1730 gegründeten Studentenbibliothek, die einen eigenen Stempel verwendete (Beispiel: Abb. 1, Nr. 441). Und mit der Schenkung der historischen Bestände aus der Stadtbibliothek Thun gelangte 2002 die 1496 gedruckte Ulmer Ausgabe von Guillaume Caoursins Beschreibung der Belagerung von Rhodos in die UB (‹Obsidionis Rhodiae urbis descriptio›, Nr. 103). Sie gehörte ursprünglich zur 800 Bände umfassenden Bibliothek des Thuner Schultheissen Vinzenz Frisching (1689–1764, Abb. 1, Nr. 103).22

2.2. Privatsammlungen

Inkunabeln in Sondersammlungen der UB

Einige der ersten Professoren der Hohen Schule vermachten ihre Büchersammlungen der ‹Liberey›. Diese Gelehrtenbibliotheken wurden im ausgehenden 20. Jahrhundert aus dem Gesamtbestand triagiert und unter eigenen Signaturen aufgestellt. Die Bibliothek von Niklaus Pfister alias Artopoeus (um 1500–1553), Professor für Griechisch und Hebräisch, umfasst 100 Bände, davon zehn Inkunabeln. Diese zeigen die Konzentration auf die Philologie. Es handelt sich fast ausschliesslich um Werke römischer Autoren, die nach 1490 in Venedig gedruckt wurden. Auf anderem Weg gelangten die Inkunabeln von Leonhard Wirth alias Hospinian (1505–1564) in die Berner Bibliothek. Der Theologe und Lateinlehrer hatte seine teils durch Heirat erworbene und teils auf Studienreisen angereicherte Büchersammlung seinem Schwiegersohn Johann Fädminger (1520–1586) vererbt. Dieser, Pfarrer und Dekan am Berner Münster, vermachte sie seinerseits der Bibliothek auf der Hohen Schule. Zu der gesamthaft 243 Bände umfassenden Sammlung gehören sieben Inkunabeldrucke, darunter der kostbarste der Bibliothek überhaupt, die 1482 von Lienhart Holl in Ulm gedruckte Ausgabe der Kosmographie (‹Geographia›) des Ptolemäus in einem der seltenen vollständigen Exemplare auf Pergament (Nr. 357).

Die grösste Privatsammlung in den Beständen der UB gehörte dem französischen Gelehrten, Diplomaten und Büchersammler Jacques Bongars (1554–1612).23 Er besass am Ende seines Lebens 500 Handschriften und rund 7'000 gedruckte Titel in 3'000 Bänden mit einem breiten Fächerspektrum. Bongars starb kinderlos und vererbte seine Bibliothek seinem Patensohn Jakob Graviseth (1598–1658). Dieser wiederum schenkte die überaus wertvolle Sammlung der Stadt Bern.24 Als die Bücher 1632 Eingang in die Berner Bibliothek fanden, wurde diese allein um 124 Drucke des 15. Jahrhunderts reicher. Wie schon in den Katalogen der eigenen Bestände, wurden die Inkunabeln auch in dem 1634 eigens angefertigten Verzeichnis der Bongarsiana unter der Fachsystematik und der alphabetischen Ordnung nach Verfassern und Herausgebern subsumiert.

Dass Bongars ein ‹Bookhunter› war und nicht selten abgelegene Druckausgaben von geringem Umfang und mit kleiner Auflage ergattern konnte, zeigen die zahlreichen Unika und Rarissima in seiner Sammlung. Unter seinen Inkunabeln finden sich einige sehr seltene Drucke wie beispielsweise die ‹Sententiae antiquorum philosophorum›, um 1490 in Paris von Johannes Higman für oder mit Wolfgang Hopyl gedruckt (Nr. 396), 25 oder der nur in zwei Exemplaren nachgewiesene Verstraktat ‹Les souhaits des hommes›, der 1492 oder 1493 von Jean Tréperel in Paris gedruckt wurde (Abb. 1, Nr. 401). Auch einige berühmte Inkunabelausgaben besass Bongars. Als bekanntestes Beispiel sei hier der von Aldo Manuzio 1499 ins Werk gesetzte Erstdruck der Francesco Colonna zugeschriebenen ‹Hypnerotomachia Poliphili› (Nr. 118) genannt. Als Gelehrter pflegte Jacques Bongars viele Kontakte in der ‹respublica literaria›, der internationalen Gemeinde der Gelehrten seiner Zeit, in der nicht nur der kommunikative Austausch zumeist in Briefen üblich war, sondern Bücher zirkulierten. Allein 44 Inkunabeln seiner Bibliothek weisen weitere – nicht selten mehrere – Vorbesitzer auf. Aus dem Nachlass seines Freundes Pierre Daniel konnte Bongars 1603 vor allem mittelalterliche Handschriften erwerben, aber auch neun Bände mit gedruckten Werken, darunter die ebenfalls nur in zwei Exemplaren nachweisbare Ausgabe der Satiren (‹Saturae›) des Persius, die wahrscheinlich 1477 in Angers gedruckt wurde (Abb. 1, Nr. 322). Im Vergleich mit dem Fächerspektrum des gesamten Inkunabelbestands, in dem die theologischen Titel überwiegen, spiegeln bei Bongars die stärker vertretenen Disziplinen (Zeit-)Geschichte und Philologie deutlich seine Tätigkeitsfelder als Philologe, Historiker und Diplomat wider.

Zur Büchersammlung des Roggwiler Arztes Werner Zesiger (1902–1958), deren 450 gedruckte Titel nach dem Tod der Witwe 1986 in den Besitz der UB übergingen, zählen 31 Titel vor 1500. Etliche davon hatte Werner Zesiger auf Auktionen erworben, an denen Bestände aus Kloster- und Privatbibliotheken versteigert wurden. Zu den wertvollsten Inkunabeln dieser Sondersammlung mit gut erhaltenen, teils aufwändig kolorierten Holzschnitten gehören zwei deutsche illustrierte Bibeln, die von Günther Zainer in Augsburg gedruckte mit 76 figürlichen Holzschnittinitialen (zwischen 1474 und 1476, Abb. 1, Nr. 80) und die zweibändige Nürnberger Ausgabe von Anton Koberger von 1483 (Nr. 82). Neben je einer lateinischen (Nr. 387) und deutschen Ausgabe (Nr. 389) von Hartmann Schedels ‹Weltchronik› kommen weitere deutsche Drucke aus dieser Sammlung: der erste deutsche Druck von Werner Rolevincks Weltchronik, ‹Eyn bürdin oder versamlung der zyt› (‹Fasciculus temporum [deutsch]›, Basel: Bernhard Richel, 1481, Nr. 377), die Zweitausgabe des ‹Gart der Gesundheit› von Johann Wonnecke von Kaub (Johannes von Cuba, Augsburg: Johann Schönsperger, 1488, Nr. 120) und Thomas von Kempens ‹Die wahre Nachfolgung Christi› (‹De imititatione Christi [deutsch]›, Augsburg: Anton Sorg, 1486, Nr. 425).

Einzelne Inkunabeln aus Berner Besitz

Seit ihrer Gründung nach der Reformation gelangten nicht nur geschlossene Sammlungen in die Bibliothek, sondern sie erhielt auch zahlreiche einzelne Büchergeschenke von Berner Persönlichkeiten und aus Familienbibliotheken. Etliche Einträge in Inkunabeln weisen solche Vorbesitzer aus. Von den bekannteren Schenkern seien hier einige genannt. Johannes Ellin, auch Dr. Barbatus genannt, Arzt in Bern in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, besass Besitzeinträgen zufolge eine grössere Sammlung von Büchern.26 Von ihm stammen zwei Bände von vor 1500, zum einen Günther Zainers Augsburger Erstdruck der ‹Etymologiae› von Isidorus Hispalensis, 1472 (Nr. 205) und zum anderen ein Sammelband mit sechs Drucken zumeist theologischen Inhalts (MUE Inc III 105: Nr. 161, Nr. 185, Nr. 224, Nr. 319, Nr. 352, Nr. 452). Wolfgang Musculus (1497–1563), der ab 1549 Theologieprofessor an der Hohen Schule war, hat der Bibliothek mehrere Bände hinterlassen, darunter eine Inkunabel mit lückenloser Provenienz: die ‹Sententiae› des Petrus Lombardus mit Kommentar des Heinrich von Gorkum (Basel: Nicolaus Kessler, 1492, Nr. 335) schaffte zunächst das Dominikanerkloster Bern an, wo der Prior und Buchbinder Johannes Vatter seinen Einband herstellte. Es ist zwar ungeklärt, wann und wie das Buch danach in den Besitz des Eberhard von Rümlang (um 1500–1551), zunächst Seckelschreiber und Lateinschulmeister, ab 1548 selbst Theologieprofessor an der Hohen Schule, gelangte. 1550 schenkte dieser den Band aber laut Eintrag Wolfgang Musculus, der ihn seinerseits 1556 der «öffentlichen Bibliothek zum Austausch» überliess (Abb. 1, Nr. 335). Der Berner Barockmaler Wilhelm Stettler (1643–1708) besass eine grössere Büchersammlung, die er der Bibliothek vermachte.27 Ihm gehörte ein Doppelband (MUE Inc IV 68) mit zwei Basler Ausgaben von Sebastian Brants ‹Narrenschiff›, die lateinische Ausgabe von 1498 (J. Bergmann von Olpe, Nr. 94) und die deutsche Ausgabe von 1509 (Niklaus Lamparter). Aus der Bibliothek von Hofwil, der Lehranstalten von Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844), kam 1897 mit der Überführung der Bibliothek in die UB ebenfalls ein Band mit zwei naturwissenschaftlichen Inkunabeltiteln in die Sammlung, Euclides ‹Elementa› (Vicenza, 1491, Nr. 144) sowie der Auszug von Ptolemäus' ‹Almagest› (‹Epytoma in almagestum Ptolomaei›) durch Regiomontanus (Venedig, 1496, Nr. 362). Auch im 20. Jahrhundert gelangten noch weitere Inkunabeln aus Privatsammlungen in die UB. Aus der Bibliothek des Versicherungsmagnaten, Rechtshistorikers und Mäzens Friedrich Emil Welti (1857–1940) stammt ein Titel des Humanisten Lorenzo Valla (Abb. 1, Nr. 435). Zwei Sammelbände mit insgesamt vier theologischen und althistorischen Werken weisen das Wappen der Familie von Lerber auf. Und 1937 verkaufte die Familie von Mülinen ihre Büchersammlung, die auf Friedrich von Mülinen (1706–1769) zurückgeht, der Bibliothek.28 Sie enthielt drei Inkunabeln, darunter Felix Hemmerlins um 1500 in Strassburg gedrucktes Streitgespräch über den Adel (‹De nobilitate et rusticitate›, Nr. 182) und ein auf Pergament gedrucktes Stundenbuch in Rot- und Schwarzdruck für den Franziskanerorden (Venedig, 1478, Nr. 240) mit einem eingebundenen Notenblatt mit dem Anfang des Magnificat (Abb. 1, Nr. 240). Die Büchersammlung des Radiologen Adolf Liechti (1898–1946) fand 1995 Eingang in die Bibliothek, darunter als einzige Inkunabel die fälschlich Albertus Magnus zugeschriebene Schrift ‹De secretis mulierum et virorum› (‹Secreta mulierum›) im Leipziger Druck von ca. 1490 (Nr. 393).

Unter den 58 weiteren Inkunabeln, die Einträge von Vorbesitzern enthalten, sind auch solche, welche die Bibliothek während einer intensiveren Ankaufsphase in den 1930er-Jahren, teils von privaten Personen, teils von Antiquariaten und auf Auktionen erworben bzw. als Geschenk erhalten hat. Hierzu zählt etwa die im Jahr 1500 von Aldo Manuzio gedruckte Ausgabe der Briefe der heiligen Katharina von Siena (Nr. 293), die der französische Kunstmäzen René Philipon (1869–1936) der Bibliothek 1935 schenkte. Ein Sammelband mit zwei Titeln wurde 1929 vom Münchener Antiquariat Taeuber & Weil angekauft, wahrscheinlich weil der Verfasser eines der beiden Werke der bereits erwähnte Berner Arzt und Zisterzienser Nicolaus de Saliceto (alias Weidenbusch) war (MUE Inc V 195: Nr. 187, Nr. 302).

137 Inkunabeln weisen keine oder unleserliche Besitzeinträge auf. Es ist jedoch davon auszugehen, dass etliche dieser Bände ebenfalls aus den Berner Klosterbibliotheken stammen. Ein Beispiel dafür ist der physisch umfangreichste Band der Bibliothek29 mit den Predigten des englischen Dominikaners John Bromyard (Johannes Bromiardus, gest. 1352): ‹Summa praedicantium›. Vermutlich gehörte das 1484 in Basel von Johann Amerbach gedruckte Exemplar (Nr. 220) ursprünglich dem Berner Dominikanerkloster.

3. Sammlungsprofil

3.1. Disziplinen, Werke, Verfasser

Naheliegend ist, dass die aus den Klöstern stammende Literatur zum grössten Teil Bibeln, theologische Werke im weiteren Sinn einschliesslich kirchenrechtlicher Titel sowie Philosophie enthalten. Erst durch Schenkungen von Gelehrten und Humanisten sowie weitere Zuwächse wie der Bongarsiana wurde das Spektrum der Disziplinen um Naturwissenschaften, Medizin sowie Zeitgeschichte und Belletristik erweitert. So ist die Struktur und Gewichtung der enthaltenen Disziplinen und Sachthemen geprägt durch die Zusammensetzung dieser historischen Zuwächse. Am deutlichsten zeigt sich dies in der starken Vertretung von Philologie und Geschichte, bedingt durch die Fächerverteilung in der Sondersammlung Bongars, die mehr als einen Viertel der Inkunabeln in der UB ausmacht. Von den Drucken des am stärksten vertretenen Fachs, der Theologie, sind 26 erst im 19. bis 21. Jahrhundert dazugekommen, 30 stammen nachweislich aus den Klöstern und 20 aus der Bongarsiana.

In den 131 theologischen Drucken sind so gut wie alle Teildisziplinen von Kirchengeschichte und Patristik über Dogmatik, Liturgik und Homiletik bis zu Aszetik und Andachtsliteratur ohne besonderen Schwerpunkt enthalten. Die älteste Bibel ist zugleich die älteste Inkunabel der Sammlung: der Strassburger Druck Heinrich Eggesteins vom Mai 1466 (Nr. 69). Von den neun anderen lateinischen Bibeln wurden zwei Ausgaben in Venedig gedruckt, die übrigen in Nürnberg, Basel und Strassburg. Zwei der drei deutschsprachigen Bibelausgaben sind doppelt vorhanden: diejenige Günther Zainers, zwischen 1474 und 1476 (Nr. 79, Nr. 80), und Anton Kobergers Druck von 1483 (Nr. 81, Nr. 82). Dazu kommt ein Exemplar der ersten Hausbibel Johann Grüningers von 1485 (Nr. 83). Bei den volkssprachigen Bibeln gibt es neben den deutschen eine recht seltene französische Ausgabe des NT, ca. 1476 in Lyon gedruckt (Nr. 84).

25 Drucke der insgesamt 63 Exemplare im Fach Geschichte gehören zur Sammlung Bongars. Diese prägen die Zusammensetzung, indem hier mehrheitlich das Mittelalter und Werke des 15. Jahrhunderts vertreten sind, während bei den Titeln anderer Herkunft die Antike (22) überwiegt, gefolgt von Weltchroniken (12) und Viten zu Personen des Mittelalters (11). Ausser der bekannten und beliebten Weltchronik Hartmann Schedels (je zwei deutschsprachige und lateinische Exemplare, Nürnberg, 1493) sind vom ‹Fasciculus temporum› des Kartäusers Werner Rolevinck (deutsch: ‹Ein bürdin der Zeit›) neben je zwei lateinischen und deutschsprachigen Ausgaben auch die englische Bearbeitung ‹Fructus temporum›, zusammen mit der ‹Description of England› im Druck Wynkyn de Wordes in Westminster von 1497 vorhanden (Nr. 156). Ein zeitgenössisches, gesellschaftlich bedeutendes Werk ist Felix Hemmerlins ‹De nobilitate et rusticitate›, das in zwei Ausgaben, beide bei Johann Prüss in Strassburg gedruckt, vorliegt (Nr. 182 und Nr. 183).

Obwohl mit 34 von 61 Drucken in Philologie und Grammatik/Rhetorik sogar mehr als die Hälfte aus der Sammlung Bongars stammen, sind hier Verfasser, Epochen und Themen gleichmässig verteilt. Als seltener Druck seien die Fabeln des Aesop (Aesopus: ‹Fabulae›) genannt, in der Übersetzung und Nachdichtung von Gualtherus Anglicus (‹Aesopus moralisatus›), gedruckt in Paris von Antoine Caillaut (nicht nach 1489, Nr. 3).

Ausser gebräuchlicheren lateinischen und griechischen Wörterbüchern ist das ‹Maqrē Dardeqē› vorhanden, ein hebräisch-arabisch-italienisches Glossar zur hebräischen Bibel, mit ausschliesslich hebräischen Lettern, 1488 in Neapel von Josef ben Jacob Aschkenasi (von Gunzenhausen) gedruckt (Nr. 277). Bei den Titeln in der Disziplin der Rechte stammen nachweislich acht aus den Berner Klöstern, vorwiegend aus der Kartause Thorberg. Allein vier dieser Titel hatten zuvor Johannes Büchler (1450–1521) gehört, der aus Herrenberg im Schwarzwald kam, in den 1470er Jahren in Heidelberg und Tübingen studiert hatte und später Leutpriester in Walkringen und Dekan zu Münsingen war. Obwohl unsicher ist, ob Büchler dem Kartäuserorden angehörte, gelangten die Bücher nach seinem Tod wohl durch Heimfall an die Kartause, da sich Walkringen durch eine Stiftung in deren Besitz befand.30 Von den 16 juristischen Drucken ohne Nachweis des Vorbesitzes sind wahrscheinlich weitere den Klöstern zuzuordnen, die in der Regel mit Werken beider Rechte gut ausgestattet waren.

Fünfzig Titel sind in den Fächern Philosophie (30), Ethik (15) und Logik (5) vorhanden, von denen zwölf aus der Bongarsiana kommen und mindestens acht aus den Berner Klöstern. Während Gelehrte wie Bongars, Artopoeus und Hospinian antike Texte besassen, stammen aus den Klöstern mehrheitlich Ausgaben von Autoren wie Albertus Magnus, Duns Scotus, Johannes Versor, Lambertus de Monte Domini und weiteren, also Vertretern der Scholastik, welche die Philosophie auf der Grundlage von Aristoteles als Hilfswissenschaft der Theologie (‹ancilla theologiae›) ansahen. Von sehr bekannten und viel rezipierten Werken sind oft mehrere Auflagen oder Ausgaben vorhanden, Boethius' ‹De consolatione philosophiae› ist in zwei lateinischen und je einer deutschsprachigen und französischen Ausgabe vorhanden.

Unter den 32 Drucken der Literatur finden sich etliche Werke römischer Dichter wie Horaz, Juvenal und Valerius und sechs Ausgaben von Persius' Satiren (‹Saturae›). Werke des Mittelalters sind nur wenige vorhanden, so Johannes' von Capua lateinische Übersetzung der altindischen Dichtung ‹Kalila wa-Dimna› (‹Directorium vitae humanae›) oder Petrarcas Werke (‹Bucolicum carmen› u.a.) in der Basler Ausgabe von Johannes Amerbach von 1496 (Nr. 328). Dagegen sind Titel der zeitgenössischen Literatur zahlreicher vertreten, sowohl bekannte als auch seltenere. Zu den ersten gehören etwa Aldo Manuzios Erstdruck der ‹Hypnerotomachia Poliphili› des Francesco Colonna von 1499 (Nr. 118) und Sebastian Brants ‹Stultifera navis› (‹Das Narrenschiff [lateinisch]›, Basel: Johann Bergmann von Olpe, 1498, Nr. 94). Zu den selteneren zählen Jakob Wimpfelings (1450–1528) ‹Stylpho› im Basler Erstdruck, ebenfalls bei Johann Bergmann, 1494 (Nr. 455), die ‹Elegiae› von Publius Faustus Andrelinus (ca. 1462–1517), im Pariser Erstdruck von Guy Marchant, 1494 (Nr. 22) und das französische Versepos ‹Le Champion des Dames› von Martin Le Franc (um 1410–1461), das nur einmal 1488 in Lyon gedruckt wurde (Nr. 266).

In Medizin und den naturwissenschaftlichen Fächern sind jeweils unter 20 Drucke vorhanden. In der Medizin überwiegen ältere Standardwerke, von Mesue über Albertus Magnus bis Guy de Chauliac (Guido de Cauliaco) und Petrus de Argellata, von allgemeinen Arzneibüchern bis zur Chirurgie. Zeitgenössische Werke sind der Kommentar zum persischen Arzt Muhammad Razi von Giovanni Arcolani (um 1390–1484, ‹Expositio noni libri ad Almansorem Rhazis›, Nr. 33), die Kinderheilkunde von Paolo Bagellardi (ca. 1410–1492, ‹Libellus de aegritudinibus et remediis infantium›, Nr. 50) sowie der ‹Gart der Gesundheit›, das Mainzer Kräuterbuch von Johannes Wonnecke von Kaub (Johannes von Cuba) im Augsburger Nachdruck von Johann Schönsperger (Nr. 120).

Die Naturwissenschaften sind weniger stark vertreten und reichen von antiken Schriften wie Plinius' Naturgeschichte (‹Naturalis historia›) und Euklids Geometrie (Euclides: ‹Elementa›) nur bis ins Hochmittelalter und zur Scholastik mit dem ‹Speculum naturale› des Vinzenz von Beauvais und etlichen Schriften von Albertus Magnus bzw. ihm zugeschriebenen Texten. Einzig mit dem Kompendium zu Plinius von Robert de Valle (1435–1500, Robertus de Valle: ‹Compendium memorandum …›) ist auch ein zeitgenössischer Titel vorhanden (Nr. 369). Dagegen begegnen in den Fächern Astronomie/Astrologie vor allem Schriften von Verfassern des 15. Jahrhunderts. Alle sind Standardwerke wie die Zusammenfassung von Ptolemäus' ‹Almagest› durch Johannes Regiomontanus (1436–1476), ‹Epytoma in almagestum Ptolomaei› (Nr. 362), oder Johann Engels (1453–1512) ‹Astrolabium planum› (Nr. 141). ‹Lunari›, die Vorausberechnung der Mondphasen von 1495 bis 1550 des katalanischen Arztes und Astronomen Bernat de Granollachs (1421–1487), war zwar sehr gefragt und wurde oft aufgelegt, doch ist diese Ausgabe eines bislang nicht identifizierten Druckers sehr selten (Nr. 65). Der einzige Musikdruck ist die ‹Introductio harmonica› des Cleonides (2. Jh. n. Chr.), aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt vom italienischen Humanisten und Mathematiker Giorgio Valla und gedruckt 1497 von Simon Bevilacqua in Venedig (Nr. 116).

3.2. Druckorte, Drucker, seltene Drucke, Erscheinungszeitraum und Sprachen

Aus Venedig, der Stadt, in der im 15. Jahrhundert am meisten Bücher gedruckt wurden, stammt mit 105 Exemplaren auch die grösste Anzahl von Inkunabeln der UB Bern. Es folgen Basel (66), Strassburg (65) und Paris (35). Während nach Venedig die Hauptdruckorte Paris, Rom und Köln waren, zeigt sich in der Gewichtung des Berner Bestands die geografische Lage, haben die Drucke aus den Berner Klöstern doch überwiegend die Erscheinungsorte Basel (19 von insgesamt 66) und Strassburg (12 von 65). In der Stadt Bern selbst gab es im 15. Jahrhundert keine Offizin, doch hat in Burgdorf – wohl im Barfüsserkloster – ein Unbekannter im Jahr 1475 vier theologische Traktate (Pseudo-Bernhard, ‹Sermo de humana miseria›; Othloh von Sankt Emmeram, ‹Vita sancti Wolfkangi episcopi›; Jacobus de Clusa (Jacobus de Paradiso), ‹De apparitionibus animarum separatarum›; Thomas' von Aquin, ‹De periculis contingentibus circa sacramentum eucharistiae›), und einen medizinischen Text (Matheolus Perusinus, ‹De memoria augenda›) gedruckt, von denen vier in der UB vorhanden sind.31 Benannt ist der Drucker nach dem Verfasser einer der Schriften ‹Drucker von Jacobus de Clusa, De apparitionibus animarum (H 9349*)›. Jacobus de Clusa, auch Jakob von Jüterbog oder Jakob von Paradies (1381–1465), war ein preussischer Kartäuser. Daher wird vermutet, dass der Auftrag für den Druck zumindest von dessen Schrift über die Erscheinungen der Seelen nach dem Tod von den Kartäusern auf dem Thorberg ausging.32 Es ist ausserdem nicht unwahrscheinlich, dass die Bände mit den Burgdorfer Drucken in der UB aus der Kartause stammen. Sie sind im 18./19. Jahrhundert (neu) gebunden worden, wobei allfällige Besitzeinträge auf den ursprünglichen Vorsatzblättern verloren gingen. Auch aus den anderen Schweizer Druckorten, an denen ebenfalls nur wenige Inkunabeln entstanden, sind Exemplare vorhanden, so fünf der sechs in Beromünster vom Kanoniker Helias Heliae (1400–1475) zwischen 1470 und 1475 gedruckten Titel, darunter ein Exemplar des ersten datierten Drucks der Schweiz, Johannes Marchesinus' Bibelwörterbuch ‹Mammotrectus super Bibliam›, dessen Druck laut Impressum am 10. November 1470 abgeschlossen war (Abb. 1, Nr. 228).33 Aus Rougemont ist nur eine Druckausgabe bekannt, jedoch von einem der am häufigsten gedruckten Werke des 15. Jahrhunderts. Der aus Deutschland stammende Cluniazenser und Buchdrucker Heinrich Wirczburg hat hier 1481 den zahlreichen Ausgaben von Werner Rolevincks Universalgeschichte ‹Fasciculus temporum› eine weitere hinzugefügt (Nr. 372). Niklaus Schradins Chronik des Schwabenkriegs (1499) druckte ein namentlich unbekannter Drucker im Jahr 1500 in Sursee (Abb. 1, Nr. 391). In Genf waren etliche aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich eingewanderte Buchdrucker bereits ab 1478 aktiv, doch sind von den dort bis zu 100 nachgewiesenen Inkunabeldrucken34 nur zwei in der UB vorhanden: Louis Cruses Druck des ‹Speculum sacerdotum› (1485/90, Nr. 402), der aus der Studentenbibliothek in die UB kam, und der Hirtenkalender ‹Calendrier des bergiers›, von Jean Bellot um 1498 gedruckt (Nr. 102).

Der Blickwechsel von den Erscheinungsorten auf die Drucker zeigt, dass die Anzahl der vorhandenen Exemplare aus den Offizinen im Wesentlichen das Gesamtbild widerspiegelt: Aus bekannten Druckereien mit hohen Produktionszahlen stammen auch jeweils die meisten Exemplare. Anton Koberger in Nürnberg führte eine der grössten Offizinen seiner Zeit. Von ihm sind mit 25 am meisten Drucke bis 1500 firmiert, darunter die bedeutendsten. Neben den bereits erwähnten vier Exemplaren der ‹Schedelschen Weltchronik› (1493, Nr. 386 ff.) liegt die deutsche Bibelausgabe von 1483, die ihrer Schrifttype und der von der Kölner Bibel übernommenen Textholzschnitte wegen als die schönste der deutschen Bibeln vor 1500 gilt, ebenfalls in zwei Exemplaren vor (Nr. 81, Nr. 82). Von ähnlicher Qualität ist der Druck der Legendensammlung ‹Der Heiligen Leben› von 1488 (Nr. 179). In der Anzahl der Drucke folgt der Basler Gelehrte und Buchdrucker Johann Amerbach mit 16 Exemplaren, darunter sein erster grösserer Druck, Johannes Reuchlins ‹Vocabularius breviloquus› (Nr. 364), aus seinem Kirchenväterprojekt Werke von Augustinus und Ambrosius, aber auch Texte zeitgenössischer Theologen aus seinem Umfeld und weiten Netzwerk wie Henricus Arnoldi, Prior der Kartause Basel, Johannes Heynlin, Theologe, Humanist und Lehrer Amerbachs, und Johannes Trithemius, Benediktinerabt in Sponheim. Über die Klöster spielten diese Kontakte auch nach Bern, so stammen mindestens sechs Amerbach-Bände aus der Kartause Thorberg. Von den zwölf Druckexemplaren Heinrich Eggesteins aus Strassburg ist neben der zweibändigen lateinischen Bibel von 1466 Petrarcas ‹De remediis utriusque fortunae› zu erwähnen (Nr. 329). Unter den neun Druckexemplaren von Johann Bergmann von Olpe sind die meisten Texte von Sebastian Brant (u.a. ‹Stultifera navis›, d.i. ‹Das Narrenschiff [lateinisch]›, 1498, Nr. 94) und Jakob Wimpfeling (u.a. ‹Stylpho›, 1494, Nr. 455), den von ihm am meisten gedruckten Autoren. Aus der Offizin von Johann Prüss in Strassburg liegen neun Drucke vor, darunter mehrere Texte Felix Hemmerlins und das ‹Directorium vitae humanae› von Johannes von Capua (Abb. 1, Nr. 235). Von den Brüdern Giovanni & Gregorio De Gregori in Venedig sind mit ebenfalls neun Drucken fast ausschliesslich Schriften von Albertus Magnus in zwei Sammelbänden vorhanden.

Unter den Inkunabeln der UB befinden sich 19 sehr seltene Drucke, von denen weltweit jeweils nur wenige Exemplare in öffentlichen Einrichtungen nachweisbar sind, sowie ein Unikum.35 Bei diesen Rarissima spielt wiederum der Vorbesitz eine grössere Rolle, stammt doch mit sieben mehr als ein Drittel aus der Sammlung Bongars, gedruckt in Paris, Angers und Rouen. Ausser den bereits genannten gehören dazu der anonyme philosophische Traktat ‹Dialogus linguae et ventris›, gedruckt in Paris von Etienne Jehannot oder Pierre Le Dru zwischen 1495 und 1500 (Nr. 126), und Lorenzo Vallas Schmähschrift gegen Gian Francesco Poggio ‹Apologus seu actus scaenicus in Pogium florentinum›, die Louis Simonel 1479 in Paris gedruckt hat (Nr. 434). Die Mehrzahl der seltenen Druckausgaben sind volkssprachig. In einem Sammelband, dessen Herkunft unbekannt ist, findet sich eines von vier erhaltenen Exemplaren von ‹Calendrier des bergiers›, ein dem Pariser Erstdruck von 1491 und etlichen nachfolgenden Ausgaben (Guy Marchant) nachempfundener Druck des damals äusserst beliebten, anonym verfassten Hirtenkalenders, den Jean Belot in Genf um 1498 ausführte (Abb. 1, Nr. 102), und von dem nur in Freiburg (CH) und Paris drei weitere Exemplare nachweisbar sind. Auch einige rare Drucke aus der Offizin von Antoine Caillaut sind vorhanden, u.a. ‹La confession› des Franziskaners Olivier Maillard (zwischen 1482 und 1484, Abb. 1, Nr. 276). Sieben deutschsprachige Titel vereinigt ein Sammelband, der einem bisher nicht identifizierten Simon Horman gehörte (MUE Inc IV 34: Nr. 391, Nr. 99, Nr. 88, Nr. 140, Nr. 356, Nr. 380, sowie ein weiterer Druck des 16. Jh.). Vom ‹Büchlein der Titel aller Stände›, von Mathias Hupfuff 1499 in Strassburg gedruckt (Nr. 99), sind in GW ausser diesem drei Exemplare nachgewiesen. Von der 1499 bei Johannes Zainer in Ulm gedruckten Zusammenstellung von Texten zur menschlichen Natur, fälschlicherweise Aristoteles zugeschrieben und daher ‹Problemata Aristotelis› genannt (Nr. 356),36 gibt es ausser dem Berner nur noch ein Exemplar in Oxford. Sonst nirgendwo nachgewiesen ist das Druckunikat ‹Frag vnd antwurt Künig Salomons vnd Marcolffus› (unter ‹Salomon und Markolf. Spruchdichtung›), ebenfalls von Zainer 1498 in Ulm gedruckt. Der anonym verfasste Vorläufer des Schelmenromans hat nur 27 Seiten, wobei 17 Textholzschnitte die Geschichten treffend illustrieren (Abb. 1, Nr. 380).

Der Erscheinungszeitraum der Inkunabeln in der UB liegt zwischen 1466 und 1500. Mit 389 Exemplaren sind 84,4% der Inkunabeln in lateinischer Sprache gedruckt. Die volkssprachigen Publikationen machen mit 57 Exemplaren (deutsch: 33, französisch: 19, italienisch: 4, englisch: 1) dagegen nur 12,4% aus. Neben 13 griechischen und zwei hebräischen Drucken kommen elf zweisprachige Ausgaben (griechisch-lateinisch: 6, deutsch-lateinisch: 3, französisch-lateinisch: 1, italienisch-lateinisch: 1) hinzu.

3.3. Exemplarspezifischer Buchschmuck

Viele der Inkunabeln weisen Buchschmuck verschiedener Art auf. Zusätze von Hand sind – neben der Rubrizierung zur besseren Lesbarkeit – auch Initialen, als aufwändiger gestaltete Lombarden öfter mehrfarbig, manchmal vergoldet und selten gar punziert (Beispiel: Abb. 1, Nr. 346). Einige Exemplare vor 1475 enthalten feine Zeichnungen und kostbar gestaltete Buchmalerei. Zu den Highlights gehört die bereits erwähnte Eggestein-Bibel von 1466. Auf dem ersten Blatt mit dem Textbeginn der Bibel läuft die als Blütenstengel gebildete Initiale «I» unter der gegenüberliegenden Spalte aus in eine gemalte Szene mit der Erschaffung Evas (Abb. 1, Nr. 69). Von hoher Repräsentativität zeugt die erste Textseite in Augustinus' ‹De civitate dei› im Druck von Konrad Sweynheym und Arnold Pannartz von 1467. Den zweispaltigen Text umgibt eine aufwendige goldgerahmte Schmuckbordüre aus weissen Ranken, die rot, grün und blau ausgemalt sind und florale Motive, Vögel, Kaninchen und Eroten zeigen. Am Fuss der Seite ist ein bisher nicht identifiziertes Wappen eingearbeitet (Abb. 1, Nr. 42). Der Folioband mit Gratianus de Clusios ‹Decretum›, 1471 wiederum von Eggestein gedruckt, enthält feine, mehrfarbig kolorierte Federzeichnungen, neben der Eingangsdarstellung mit Papst und Kaiser, Gratianus und Gefolge sowie Frickers Wappen auf dem ersten Blatt (Abb. 1, Nr. 169) zahlreiche Zierinitialen mit kunstvoll arrangierten figürlichen Bildeinschlüssen, welche die jeweils beschriebenen Regeln und Rechtsfälle illustrieren (Abb. 2, Nr. 169). Im Bestand der UB erscheinen in Drucken ab 1475 auch kolorierte Holzschnitte. Ein schönes Exemplar ist die deutsche Koberger-Bibel von 1483 aus der Sammlung Zesiger. Der bekannte Holzschnitt mit der Erschaffung Evas auf dem Erdenrund, umgeben von den Ozeanen und Himmelssphären, ist koloriert und vergoldet (Abb. 1, Nr. 82). Von ganz besonderer Qualität des Drucks und der Ausschmückung ist der wohl kostbarste Band des Inkunabelbestands, die Cosmographia (‹Geographia›) von Ptolemäus im berühmten Druck durch Lienhart Holl in Ulm von 1482 (Nr. 357). Dabei handelt es sich nicht nur um eines der raren, auf feines Velours-Pergament gedruckten Exemplare, es ist zugleich eines der wenigen vollständig erhaltenen. Die Bildinitialen auf dem ersten Folio recto und verso sind mit Polimentvergoldung ausgeführt, der Text von gemalten Blatt- und Blütenranken umgeben (Abb. 1, Nr. 357). Die 32 Karten zeigen eine sorgfältig ausgeführte mehrfarbige Kolorierung in gutem Erhaltungszustand (Abb. 2, Nr. 357). Ein Einblattdruck in der seltenen Technik des Schrotschnitts ist im Band der Predigtsammlungen von Bromyard erhalten (Johannes Bromiardus: ‹Summa praedicantium›). Er gehört nicht ursprünglich zum Druck (Basel: Johann Amerbach, 1484), ist aber wohl zur Zeit des Einbindens in den hinteren Spiegel geklebt worden. Die kolorierte Darstellung zeigt eine Szene aus der Lazarus-Geschichte. Das Blatt entstand wahrscheinlich in einer Kölner Werkstatt im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts (Abb. 1, Nr. 220).37

Die Inkunabeln umfassen 415 Bände bzw. physische Einheiten.38 Bedauerlicherweise wurden gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Zuge der Reorganisation und Neueinrichtung der Bibliothek im repräsentativen Barocksaal der heute nicht mehr vorhandenen Bibliotheksgalerie viele der originalen Einbände durch neue ersetzt.39 Dennoch sind etliche Originaleinbände des 15. Jahrhunderts erhalten geblieben. Seit den Arbeiten von Johann Lindt zu den frühen Berner Buchbindern ist jedoch wenig dazu geforscht worden, und es bleiben Desiderate. So weist beispielsweise der Buchbinder des bereits erwähnten Bandes aus dem Besitz des Dr. Barbatus alias Johannes Ellin (Abb. 1, Nr. 205), der von Lindt als «anonymer, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Bern tätig gewesener Buchbinder»40 eingeführt wurde, über die von ihm verwendeten Stempel Verbindungen zu Rolet Stos (14??–1501) auf. Von diesem in Freiburg (CH) und Bern tätigen Franziskaner stammen sicher drei weitere Bände der UB.41 Ausser dem bereits angeführten Buchbinder Johannes Vatter, der zugleich Prior des Dominikanerklosters war, sind ein weiterer Berner und ein wahrscheinlich aus dem Aargau stammender Buchbinder durch die von ihnen angefertigten Einbände nachweisbar. Warum der Berner – namentlich nicht bekannte – Buchbinder zwei Platten für den ersten, dritten und vierten Band eines fünfbändigen Werks (Abb. 2, Nr. 218) verwendete, nicht aber für den zweiten und fünften, bleibt bislang ein Rätsel, zumal sie zur selben Zeit eingebunden wurden: Material und Art der Bindung sind dieselben, und alle Bände haben dasselbe Vorsatzpapier mit einem Berner Wasserzeichen.42 Sie gehörten ursprünglich Johann Büchler von Herrenberg und danach dem Kloster Thorberg. Auch auf einem anderen Band, der keinen Hinweis auf Vorbesitzer enthält, finden sich dieselben Platten jeweils auf Vorder- und Rückseite (MUE Inc IV 23: Nr. 193, Nr. 236, Nr. 281, Nr. 288). Lindt vermutete, dass der Buchbinder in der Kartause Thorberg selbst tätig war.43 Der mutmassliche Aargauer Buchbinder hat seinen Namen, Uoldaricus, auf fünf Einbänden von Inkunabeln (und mindestens einem Band von 1517) in Form eines Schriftbandstempels hinterlassen. Die Bände vor 1500 sind eine vierbändige lateinische Bibel, spätestens 1480 von Adolf Rusch in Strassburg gedruckt (Nr. 73), und gehörten Ambrosius Meyer (1450–1529), der sie 1482 bei seinem Eintritt in die Kartause Thorberg dieser schenkte. Im fünften Band findet sich wiederum kein Hinweis auf einen Vorbesitzer (Abb. 1, Nr. 383).44

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Sixtus IV., Papst. Bulla Decet Romanum pontificem. Rom, 17.08.1479. [Rom]: [Georg Lauer], [nicht vor 1479]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 16.

Innocentius VIII., Papst. Novae regulae cancellariae apostolicae … super gratiis expectativis. Rom, 04.07.1486. [Rom]: [Eucharius Silber], [nicht vor 1486]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 17.

Innocentius VIII., Papst. Bulla (Sicut bonus pastor) revocationis et reductionis. Rom, 27.09.1491–6.10.1491. Rom: Stephan Plannck, [nicht vor 1491]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 19.

Bullae et constitutiones. [Rom]: [Bartholomaeus Guldinbeck], [ca. 1477–1480]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 23.

Sixtus IV., Papst. Regulae, ordinationes et constitutiones Cancellariae apostolicae. Rom, 27.08.1471–23.07.1476. --. [Rom]: [Bartholomäus Guldinbeck], [nicht vor 1476]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 24.

Stilus Romanae Curiae. [Rom]: [Georg Sachsel und Bartholomäus Golsch], [ca. 1475]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 25.

Casus Papales Episcopales et Abbatiales. [Rom]: [Stephan Plannck], [ca. 1488–1490]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 26.

Alexander VI., Papst. Regulae cancellariae apostolicae. Rom, 27.08.1492–4.05.1493. [Rom]: [Johann Besicken], [nicht vor 1493]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 27.

Alexander VI., Papst. Revocatio gratiarum expectativarum. [Rom], [1494]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 28.

Innocentius VIII., Papst. Regulae ordinationes et constitutiones cancelleriae apostolicae. Rom, 13.09.1484–28.03.1489. [Rom]: [Stephan Plannck], [nicht vor 1489]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 29.

Sixtus IV., Papst. Novae regulae cancellariae. Rom, 12.12.1480. Rom: [Eucharius Silber], [nicht vor 1480]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 30.

Sixtus IV., Papst. Revocatio gratiarum expectativarum. Rom, 23.06.1481. Rom: [Eucharius Silber], [nicht vor 1481]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 31.

Sixtus IV., Papst. Regula de beneficiis ecclesiasticis vacantibus vel vacaturis. Rom, 30.08.1481. [Rom], [1481]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 32.

Sixtus IV., Papst: Revocatio gratiarum expectativarum. Rom, 23.06.1481. Rom: [Eucharius Silber], [nicht vor 1481]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 33.

Sixtus IV., Papst. Bulla Illius qui pro dominici salvatione (betreffend die Bruderschaft des Hospitals S. Spirito in Sassia zu Rom). Rom, 21.03.1478. [Rom]: [In domo Francisci de Cinquinis], [nicht vor 1478]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 34.

Sixtus IV., Papst. Bulla Quoniam experimento. Rom, 23.01.1478 [vielmehr 1479]. [Rom], [1479]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 36.

Sixtus IV., Papst. Bulla Et si quandoque. Rom, 18.12.1478. [Rom], [1478?]. Signatur: BBB Cod. 490 (B) 37.

Jacobus de Theramo. Consolatio peccatorum, seu Processus Belial. [Strassburg]: [Heinrich Eggestein?], [ca. 1475]. Signatur: BBB Mss.Mül.619 (1).

Werner Rolevinck. Fasciculus temporum. Strassburg: Johann Prüss, nicht vor 1490. Signatur: BBB Mss.h.h.XXXIV.35.

Wenzeslaus Brack. Vocabularius rerum. Strassburg: Johann Grüninger (Reinhard v. Grüningen), 1485(?). Signatur: BBB Cod. 295 (B).


Fussnoten

  1. Einen knappen Überblick zu den Inkunabeln bietet auch Engler, Zentralbibliothek, S. 251 f.

  2. Zu den Gründen des relativ kleinen Bestands aus den Klöstern siehe auch Benziger, Die Inkunabeln, S. 500.

  3. Luginbühl, Meisterwerke, S. XXXVII ff.

  4. Germann, Zwischen Konfiskation, S. 74.

  5. Weitere Inkunabeln aus dem historischen Bestand der Bibliothek befinden sich unter dem Dach des Gebäudes in der Münstergasse, jedoch im Besitz der Burgerbibliothek Bern. Hierbei handelt es sich um Drucke, die mit Handschriften zusammengebunden sind und daher 1951 bei der Gründung der Bibliothek in deren Besitz übergingen. Diese sind im vorliegenden Inkunabelkatalog nicht enthalten (s. Liste im Anhang). In den Institutsbeständen der UB sind keine Inkunabeln nachgewiesen.

  6. Die UB dankt der Burgergemeinde Bern für den hohen jährlichen Betrag zur Finanzierung des Zentrums Historische Bestände.

  7. Inkunabeln der Gutenberg-Gesellschaft: Nr. 1, Nr. 24, Nr. 28, Nr. 174, Nr. 190, Nr. 219, Nr. 248, Nr. 251, Nr. 304, Nr. 331, Nr. 360, Nr. 375, Nr. 407, Nr. 413.

  8. Sinner, Bibliothecae Bernensis; Tscharner, Verzeichniss.

  9. Steiger, Die Incunabeln.

  10. Eingeschlossen sind hier die 24 Titel in der Burgerbibliothek Bern sowie einige Post-Inkunabeln und Fragmente. Durch Ankäufe und Schenkungen kamen später 51 Titel hinzu. Das handschriftliche Original Benzigers und eine Kopie gehören zum Archivbestand (ohne Signatur).

  11. Siehe Literaturverzeichnis sowie Kap. 3.3.

  12. Die UB dankt der Burgergemeinde Bern für den hohen jährlichen Betrag zur Finanzierung des Zentrums Historische Bestände. Es handelt sich um ein unvollständiges Typoskript in drei Ordnern, die zum Archivbestand der Bibliothek gehören (ohne Signatur). Lindts Stempelsammlung befindet sich in seinem Nachlass in der Burgerbibliothek Bern (N Johann Lindt). Johann Lindt (1899–1977) war in der Stadt- und Hochschulbibliothek Bern seit 1937 als Buchbinder, ab 1952 als Restaurator und ab 1964 als Konservator und Bibliothekar angestellt. Seinen historisch-buchkundlichen Forschungen und Publikationen, für die ihm die Universität Bern 1973 die Ehrendoktorwürde verlieh, verdankt die Bibliothek viele Kenntnisse zu ihren ältesten Beständen; s. auch Michel, Zum Hinschied.

  13. Mit der Einführung des Regelwerks RDA/GND und der Anwendungsrichtlinien für den deutschsprachigen Raum D-A-CH im Jahr 2016 wurde die Grundlage geschaffen, auf welcher die Erschliessung nach den geltenden Normen erfolgen konnte.

  14. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob ein Autor noch unter dem Vornamen oder bereits unter einem Familiennamen geführt wird.

  15. Zusammen mit den Drucken des frühen 16. Jahrhunderts zählt der Gesamtbestand aus der Berner Kartause 43 Titel in 73 Bänden, wobei die Thorberger Provenienz von MUE Inc IV 23 (Sammelband mit vier Titeln: Nr. 193 Nr. 236, Nr. 281, Nr. 288) nicht gesichert ist, sondern von Lindt, Vier spätgotische Platteneinbände, S. 20, wegen des Einbandes lediglich vermutet wird.

  16. Strassburg: Georg Reyser, nicht nach April 1477.

  17. Lindt, Der Dominikanermönch Johannes Vatter. Signatur des Bands in der ZB Solothurn: ZBS Rar I 13/2 bis (Vol. 2).

  18. Lohner, Die reformierten Kirchen, S. 18.

  19. Hans Schlettstatter gehörte 1483 dem Konvent an: Lohner, Die reformierten Kirchen, S. 23.

  20. Zu Niklaus Weidenbusch/de Saliceto s. Greyerz, Studien zur Kulturgeschichte, S. 317 ff.

  21. Lindt/von Mülinen, Inkunabeln-Katalog.

  22. Der Bestandskatalog der Alten Stadtbibliothek Thun ist auf der Webseite der UB Bern, Alte Drucke und Rara, als PDF zugänglich. Zur Sammlung und ihrer Geschichte siehe Küffer, Die Thuner historischen Buchbestände.

  23. Zu Bongars' Biographie und Bibliothek s. Jacques Bongars, S. 9 ff.

  24. Zu den Umständen der Schenkung s. Engler, Arte et Marte.

  25. Bisher kein Nachweis in GW, ISTC; ansonsten wohl nur je ein Exemplar in Freiburg i. Br. und Paris vorhanden: Sack, Die Inkunabeln, Nr. 3215; Pellechet, Catalogue des incunables, Bd. 21, Nr. 10454.

  26. Zu Johannes Ellin und dem Band MUE Inc III 52 (Nr. 205) s. auch Lindt, Ein anonymer Buchbinder.

  27. Thomke, Die Bibliothek Wilhelm Stettlers, S. 309.

  28. Hüssy, Mülinen.

  29. Der Buchblock allein misst 14,2 cm; mit Einbanddeckeln ist der Band 17,5 cm dick.

  30. Lindt, Vier spätgotische Platteneinbände, S. 20.

  31. Nr. 216, Nr. 282, Nr. 310, Nr. 397. Der ISTC zählt sieben Burgdorfer Druckausgaben, wobei die drei Varianten von Sermo de humana miseria eigene Nummern haben. In der UB nicht vorhanden ist der Druck von Thomas' Schrift, von dem nur ein Exemplar in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig nachgewiesen ist.

  32. Gfeller: Das Leben, S. 78.

  33. Vgl. dazu 550 Jahre Schwarze Kunst.

  34. Im ISTC sind für Genf mindestens 100 Drucke bis 1500 nachgewiesen, bei weiteren 8 wird Genf als Erscheinungsort nicht ausgeschlossen. Der GLN15–16 weist 89 Druckausgaben nach.

  35. Zahlen gemäss GW und ISTC (Stand: Januar 2023).

  36. Vollständiger Titel in normalisierter Form: Ein Büchlein, das durch die natürlichen Meister Aristotelem, Avicennam, Galienum, Albertum und anderen natürlichen Meistern von mancherlei seltsamen wunderlichen Fragen beschrieben und der menschlichen Natur gar nutzlich zu wissen ist, und heisst Problemata Aristoteles.

  37. Benziger, Holzschnitte, S. 10 f.

  38. UB: 401, Depositum Gutenberg-Gesellschaft: 14. Die niedrigere Anzahl an physischen Einheiten gegenüber den 461 Titelexemplaren erklärt sich daraus, dass die Anzahl der in Sammelbänden zusammengebundenen Titel höher ist als die Anzahl der Bände von mehrbändigen Werken.

  39. Engler, Zentralbibliothek, S. 242

  40. Lindt, Ein anonymer Buchbinder.

  41. Nr. 98, Nr. 194, Nr. 217.

  42. Lindt, Vier spätgotische Platteneinbände.

  43. Lindt, Vier spätgotische Platteneinbände, S. 21.

  44. Lindt, Der Buchbinder Uoldaricus.