Niklaus Ingold, Peter E. Ochsner, Hubert Steinke (Hrsg.)
Maurice E. Müller und die
Entwicklung künstlicher
Hüftgelenke in der Schweiz
Zeitzeugenbefragungen zur
Geschichte einer Medizintechnik
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doi: https://doi.org/10.36950/edv-mem-2023
Universität Bern
Bern Open Publishing 2023
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Umschlag und Bildbearbeitung: click it AG, www.clickit.ch
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Umschlagbild: Maurice E. Müller mit einer Hüftgelenkendoprothese, undatiert, circa 1966. Archiv des Instituts für Medizingeschichte der Universität Bern, N Müller MEM 3.2.1
ISBN (e-print): 978-3-03917-077-7
ISBN (print): 978-3-03917-079-1
Die Medizin- und die Technikgeschichte teilen eine Vorliebe für bedeutende Forscher und ihre Entdeckungen und Entwicklungen. Zahllos sind die Geschichten über Robert Koch und die Tuberkulosebakterien, Christian Barnaard und die Herztransplantation oder Godfrey Houndsfield und die Computertomografie. Auch dieses Buch handelt von der Geschichte eines bedeutenden Forschers und seiner Entwicklung: von Maurice E. Müller und der Entwicklung der künstlichen Hüftgelenke in der Schweiz. Es ist eine Geschichte, die im Gegensatz zur anderen bedeutenden Entwicklung Müllers – der Osteosynthese – noch kaum historisch untersucht wurde.
Doch der Untertitel macht deutlich, dass hier nicht eine einfache Heldengeschichte erzählt wird. Mehrere Zeitzeugen berichten und geben Antwort auf Fragen, die ihnen gestellt werden. Daraus ergeben sich unterschiedliche Perspektiven und Bewertungen; bisher unbekannte Verhältnisse und Prozesse werden sichtbar und eine ganze Reihe von Akteuren tritt in den Vordergrund, von denen wir vorher kaum etwas wussten. Es wird deutlich, was wir von vielen Beispielen wissen: Forschung und Entwicklung sind komplexe Prozesse, die sich nicht auf die geniale Erkenntnis einer einzelnen Person reduzieren lassen. Dies tut der zentralen Figur keinen Abbruch: Niemand bezweifelt die fundamentale Rolle von Maurice E. Müller als Kopf und Motor der Entwicklung von Hüftprothesen in der Schweiz. Aber dank der Befragung von Zeitzeugen beginnen wir, zu verstehen, wie sehr diese Entwicklung auf der Zusammenarbeit von Chirurgen, Instrumentenmachern, Forschern, Ingenieuren, Geschäftsleuten und Marketingexperten fusste und wie sehr sie durch die damals herrschenden Verhältnisse in Medizin und Gesellschaft bedingt war. Daraus resultiert nicht nur eine komplexere, sondern auch eine spannendere Geschichte.
Die Idee für die vorliegende Dokumentation geht auf die Anregung von Peter E. Ochsner zurück, Dokumente und Objekte rund um Maurice E. Müller und die Entwicklung künstlicher Hüftgelenke in der Schweiz zu sammeln. Das Berner Institut für Medizingeschichte und die Medizinsammlung des Inselspitals Bern haben daraufhin in den Jahren 2018 bis 2023 unter fachlicher Beratung von Peter E. Ochsner und Willi Frick und mit finanzieller Unterstützung von Janine Aebi-Müller ein entsprechendes Sammlungsprojekt durchgeführt. Als Resultat dieses Projekts umfasst nun die Medizinsammlung rund hundert Vorstufen und Prototypen, vierhundert Prothesen sowie hundert Instrumente und Modelle. Der Nachlass von Maurice E. Müller sowie weitere Dokumente wurden ins Archiv des Instituts aufgenommen.
Im Rahmen dieser Arbeiten wurde klar, dass dies der letztmögliche Zeitpunkt war, nicht nur Objekte und Dokumente zu sammeln, sondern auch Zeitzeugen zu befragen. Die in diesem Buch veröffentlichten Transkripte sind in einem Interviewprojekt entstanden, das Hubert Steinke in die Wege geleitet hatte und von Niklaus Ingold mit Peter E. Ochsner ausgearbeitet und durchgeführt wurde. Das Projekt wurde grosszügigerweise von der Medizinischen Fakultät der Universität Bern (Claudio Bassetti), dem ARTORG Center for Biomedical Engineering Research (Raphael Sznitman), der Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie (Klaus Siebenrock) und dem Institut für Medizingeschichte unterstützt. Wir danken herzlich für diese Beiträge.
Entscheidend war die Bereitschaft der Zeitzeugen, Auskunft zu geben, offene Fragen zu klären und auf wichtige Verhältnisse und Abläufe hinzuweisen sowie die Überarbeitung der Transkripte zu unterstützen, für uns Akten zusammenzustellen und Fotos zu suchen. Unser besonderer Dank geht daher an Ueli Aebi, Hans Ulrich Albrecht, Giorgio Curradini, Willi Frick, Reinhold Ganz, Roland Jakob, Dora Kaufmann, Jürg Küffer, Robert Mathys, Hans Christoph Meuli, Claude B. Rieker, Hans Riesen, Edith Röösli, Erich Schneider, Lotti Schwendener, Manfred K. Semlitsch, Rolf Soiron und Hermann Taaks.
Im Sammlungsprojekt erzeugte Bestände der Medizinsammlung und des Archivs für Medizingeschichte haben wir in die Veröffentlichung der Interviewtranskripte einbezogen. Für die sachverständige Bearbeitung unserer Anfragen und die Unterstützung bei der Bildrecherche danken wir Stefan Hächler, Manuel Kaiser, Anouk Urwyler sowie Peter de Jong, Urs Keller und besonders Rolf Zimmermann, der ausgewählte Sammlungsobjekte fotografiert hat. Zur Durchführung eines Zeitzeugenseminars erhielten wir Hilfe vom Bereich Hochschuldidaktik und Lehrentwicklung der Universität Bern. Wir danken Ercan Isik und Aathithjah Thanabalan für die Videoaufzeichnungen. Urs Rohrer, Werkstattleiter am ARTORG Center, danken wir für den Zugang zu den Jahresberichten des M. E. Müller-Instituts für Biomechanik.
Die Entwicklung künstlicher Hüftgelenke ist einer der zentralen Beiträge der Medizintechnikindustrie der Schweiz. Die hier versammelten Transkripte sind nicht das Ende, sondern hoffentlich der Anfang und eine der Grundlagen für eine vertiefte Beschäftigung mit dieser wichtigen und spannenden Geschichte.
Niklaus Ingold, Peter E. Ochsner, Hubert Steinke